Historie
Die Familie Thieße ist über 260 Jahre in Schneeren ansässig. Aus der Ahnentafel geht hervor, dass ein Jochen Henrich Thieß am 19. April 1746 geboren ist. Um 1860 bestand die Haupteinnahme des Hofes aus Schafzucht und Buchweizen. Es wurde mit Ochsengespann gearbeitet.
1898 übernahm mein Urgroßvater den Hof von seinem Vater, welcher auch Friedrich Thieße hieß. Dieser begann mit dem Aufbau einer Rindviehherde. Anfang des 20. Jahrhundert`s wurde mit der Kultivierung von Brachland begonnen. Die Schafzucht eingestellt und seitdem Rindviehzucht, Schweinezucht und Schweinemast betrieben. Angebaut wurden: Kartoffeln, Roggen, Hafer und Lupinen. Letztere zur Körnergewinnung und Bodenverbesserung. Zu dieser Zeit musste das Wasser hoch mit einer “Sodwippe” aus einem Gemeinschaftsbrunnen hochgezogen und für das Vieh und den häuslichen Gebrauch nach Hause getragen werden. Etwa um 1910 wurden Bleirohre vom Brunnen bis zum Haus verlegt und das Wasser mit einer Handpumpe hochgepumpt.
1912 übernahm mein Großvater den Hof. Er kaufte 1923 die erste eigene Dreschmaschine und eine Schrotmühle. Der Hof bestand zu dieser Zeit aus 19 ha Ackerland und 5 ha Grünland. Um die dreißiger Jahre wurden 8 Milchkühe, 6 Jungtiere, 4-6 Sauen und 20-25 Mastschweine im Jahr gehalten.
Nach dem Tode meines Großvaters, der 1934 verstarb, übernahm mein Vater, mit 16 Jahren als 7. Namensträger den Hof. Im Jahre 1935 wurde die erste Hauswasserversorgung bei uns fertiggestellt und so brauchte nur noch der Hahn aufgedreht werden und das Brunnenwasser floss. 1934 wurde der Schweinestall vergrößert und der Kuhtiefstall, der mit Moor- und Sandheide eingestreut wurde, auf Kurzhochstall mit Jaucheabfluss umgebaut. Unser erster Getreide-Bindemäher wurde 1935 angeschafft. 1940 wurde mein Vater als Soldat einberufen. Meine Großmutter verstarb 1943. 1944 heirateten meine Eltern.
1948 wurde mein Vater aus russischer Gefangenschaft entlassen. Er setzte die Kultivierungsarbeiten fort, die mein Großvater, mütterlicherseits, begonnen hatte. Im Jahre 1953 wurde ein neuer Viehstall gebaut, und der “1 Trecker”, ein MAN mit 25 PS hielt Einzug auf unserem Hof. Danach folgten 30 PS, 42 PS und bis zum Jahre 1972 eine Schlepperstärke von 55 PS. Ein Brand vernichtete 1956 das ganze Wohnhaus und den Dachstuhl des neu errichteten Viehstalles, so dass dieses neu errichtet werden musste. Der 1. Mähdrescher wurde 1961 gekauft.1963 wurde der Viehstall der Kühe auf Schwemmentmistung und 1966 der Rindviehstall auf Spaltenboden umgebaut.
Da mein Bruder, der eigentliche Hoferbe 1972 an den Folgen eines nicht selbst verschuldeten Verkehrsunfall`s verstarb, übernahmen mein Mann Ewald Ruhnow und ich, den Hof meiner Eltern. Meinem Vater lag es sehr am Herzen, dass der Hofname Thieße erhalten bleibt. Mein Mann war damit einverstanden und somit heißen wir Ruhnow-Thieße. Wir freuen uns, dass unser Hof auch weiterhin im Familienbesitz weitergeführt wird, von unserem Sohn Stephan Ruhnow-Thieße.
Geschrieben von Friedegard Ruhnow-Thieße